Fundstücke werden zu Installationen
Der Wirkung neo-archäologischer Bergungen kann sich niemand entziehen.
Banale, oft zusammenhanglos und bedeutungslos im durchsuchten Raum liegende Fundstücke werden durch ihre Zusammenführung neu belebt. Dies kann durch bewusste Legung oder fast rituell vollzogene Bündelung geschehen. So entfalten sie etwas Phantastisches, Surreales, Magisches, Geheimnisvolles.
Die größte Faszination üben für mich dabei verrostete, verwitterte Metallgegenstände aus – denn gerade sie sind mit hohem handwerklichen und energetischen Aufwand im Feuer formbar gemacht und kunstvoll ihrem Verwendungszweck entsprechend geschmiedet worden.
Je nachdem, ob die Gegenstände im aufgegebenen urbanen bzw. industriellen oder im ländlichen Raum geborgen wurden, erzählen sie unterschiedliche Geschichten.
Der Ort: ZEN House / Lote 7 / Zona 9 / Calle Cocodrilo / Tulum / Mexiko
Die Situation:
Seit November 2021 gibt es das ZEN House in Tulum. Es dient zum einen als Hauptquartier für den Reiseveranstalter "EiP Tours", der Motorradreisen durch Mexiko anbietet. Gleichzeitig ist eine der Hauptmieterinnen die deutsche Malerin und Konzeptkünstlerin Camilla Korte, Absolventin der Kunsthochschule Kassel. Ihre Vision ist es, den großen Hof hinter dem Haus mit den auf drei Seiten aufragenden Brandmaueren der Nebengebäude in eine Open-Air-Galerie zu verwandeln und zudem dort Kunst-Events und Malseminare zu veranstalten. Da ich ihre Arbeit seit vielen Jahren verfolge und sie ebenfalls Zeugin meiner Entwicklung ist, lag es nahe, dass ich dort als erster Artist in Residence eine neo-archäologische Bergung vornehmen durfte.
Als ich in einem ersten Schritt den große Hof säuberte, der fast vollständig mit altem Laub, Ästen und Abfall bedeckt war, entdeckte ich unter der Schicht aus Laub die Spuren zweier Feuerstellen. Und in der Asche fand ich zahlreiche vor allem metallene Überreste von dort verbrannten Gegenständen. In einer ersten Bergung sammelte ich sie und sortierte sie in einem alten Waschbecken.
Mehr schien der Ort nicht herzugeben. Doch unmittelbar neben dem ZEN House gibt es eine brach liegende von Dschungel überwucherte und mit Abfall gefüllte Parzelle. In diesen Bereich dehnte ich meine Suche und Bergung aus und wurde fündig.
Eine verwitterte Schublade bot den Rahmen für das Arrangement der vorgefundenen Kleinteile. Ein verwittertes Brett, wegen seiner blauen Farbe vermutlich Teil eines Schrankes, wurde zur großen Stele für die markanten Fundstücke.
Als besondere Herausforderung erwiesen sich ein weiteres ebenfalls blaues Brett, auf dem das gelbe Abbild eines Vogels erhalten war, sowie ein speziell geschmiedetes Gebilde, das eindeutig die naiven Umrisse eines Schmetterlings hatte. Die Frage, die es gestalterisch zu beantworten gab, lautete: Soll möglichst viel der ursprünglichen Dekoration/Funktion erhalten bleiben, oder schmälert zu viel Ursprünglichkeit den künstlerischen Ausdruck.
Zugegeben: Ich musste die kleine Stele in einem für mich unbefriedigenden Zustand hinterlassen ...
Der Ort: Fahrig 2 / Baierbach / Bayern / Deutschland
Die Situation:
Das südliche Niederbayern, speziell im Raum zwischen Isar/Donau und österreichischer Grenze ist charakterisiert durch eine große Zahl verlassener alter Bauernhöfe sowie leerstehender Gebäude in den Kleinstädten.
Der stattliche Dreieckhof Fahrig 2 in der Nähe des Dorfes Baierbach ist beispielhaft für dieses Phänomen. Erbaut wurde er im Jahr 1846 und umfasst das Wohnhaus, zwei große Viehställe mit mächtigen Gewölben, eine riesige Scheune, dazu Werkstätten, Remisen und ein Nebengebäude, das auf noch älter datiert wurde. Das gesamte Ensemble steht unter Denkmalschutz, wurde jüngst verkauft und steht kurz vor einer umfassenden Renovierung.
Obwohl der Hof seit Jahren nicht mehr bewirtschaftet wird, hat man das Wohnhaus vermietet – mit der Folge, dass hier nahezu alle alten Strukturen beseitigt und durch billige Modernisierungsmaßnahmen ersetzt wurden. Die Scheunen, die Werkstätten und der große Dachboden des Nebengebäudes erwiesen sich als weitgehend sich selbst überlassen und boten eine enorme Menge an Fundstücke.
Im Rahmen einer ersten neo-archäologischen Bergung wurde ein zwei Aufbewahrungskästen im Originalzustand als Ensemble auf der Werkbank einer Werkstatt angerichtet und mit wenigen Fundstücken intensiviert. Ein weiterer Kasten wurde als Rahmen für eine systematische Legung hinzugefügt.
Im Gewölbe des Nebengebäudes wurde zudem ein großes Triptychon aus Fundstücken installiert.
Der Ort: Haus Hauptstraße 68 / Gorden-Staupitz / Brandenburg / Deutschland
Die Situation:
In den Dörfern der ehemaligen DDR finden sich zahlreiche von den Bewohnern verlassene Wohnhäuser und aufgegebene Industrieareale. Als ein gänzlich unspektakulärer und dennoch zu würdigender Platz erwies sich das Gebäude Nr. 68 an der Hauptstraße des Dorfes Gorden, Teil der Gemeinde Gorden-Staupitz im Elbe-Elster-Kreis in Brandenburg.
Ein Berg aus Bauschutt und eine Ansammlung von zum Abtransport entsorgter Gegenstände boten eine reiche Fundsituation.
Die Räume des Hauses waren zwar ebenfalls fast kniehoch mit Müll gefüllt – aber Müll aus Kleiderfetzen, Papier, Plastik, organischen Abfällen ist zwar auch eine Hinterlassenschaft menschlichen Handelns, dokumentiert aber eher die Schandtaten menschlichen Wegwerfen-Handelns. Wieder erwiesen sich verrostete Metallgegenstände als die eigentlich wertvollen und zu würdigenden Fundstücke.
So entstand auf einer alten Zimmertür als Trägermedium einer neo-archäologische Dokumentation der Fundsituation. Aus Zeitmangel konnten die Fundstücke nicht endgültig fixiert werden und wurden darum in ihrem labilen Arrangement zurückgelassen.
Der Ort: Hara Kunstgalerie / Skala Eresou / Lesbos / Griechenland
Die Situation:
Die Verhältnisse auf Lesbos stellten sich dieses Mal ganz anders als bisher dar: In Skala Eresou, früher der Fischerhafen des Bergdorfes Eresos, heute ein lebhafter kleiner Badeort, wurde von ambitionierten Akteuren ein Cafe- und Bar-Komplex eröffnet, die "Hara Beach Bar". Im Obergeschoß des Gebäudes jedoch sollten Räume für eine Kunst-Galerie entstehen. Ich wurde eingeladen, mit meinen Bergungen Gast der Eröffnungsausstellung zu sein.
Statt wie bisher entsprechend meiner neo-archäologischen Methode an einem genau festgelegten, eng umrissenen Ort die Bergung zu vollziehen und dann die Fundstücke zu verdichten, wählte ich diesmal das ganze Dorf Eresos als Ort für meine Suche, um möglichst hochwertige Werke für die Ausstellung herzustellen.
Zudem traf als weitere Beteiligte an der Ausstellung die international erfolgreiche Eco-Designerin Kartell Gélébart auf der Insel ein, mit der ich bereits im Vorjahr zusammengearbeitet habe. So entstand eine weitere künstlerische Cooperation, bei der wir sogar unsere Fundstücke austauschten.
Ein in einer Hausruine von mir gefundenes Wörterbuch aus dem Jahr 1898 wurde zu Katell's Hauptwerk – indem sie über die brüchigen Seiten mit feinsten Collagen eine eigene phantastische Bildergeschichte erzählte. Eine von Katell am Straßenrand gefundene alte Metallleiter wurde zu meinem Hauptwerk – indem ich sie mit surreal anmutenden wilden Fundstücken in eine kraftvolle Stele verwandelte.
Der Ort: Tulsayab / Quintana Roo / Mexiko
Die Situation:
Die kleine Halbinsel Tulsayab liegt etwa 25 Kilometer nördlich des beliebten Badeortes Tulum an der Karibikküste des mexikanischen Bundesstaates Quintana Roo. Da hier der Strand schmal und steinig ist, blieb die Gegend von umfassender touristischer Nutzung verschont.
Eine unbefestigte Straße verläuft parallel zur Küste. Auf der Seite zum Meer ist ein schmaler Streifen Land mit
einer einzelnen Reihe Privatvilllen oder kleiner Apartmenthäusern bebaut worden. Auf der Seite zum Landesinneren reicht ein Mangrovensumpf bis unmittelbar an die Straße.
Bedauerlicherweise wurde in den Mangrovensumpf viel Abfall entsorgt. Andererseits bestand an zwei Stellen der
Unrat nicht nur aus Haushaltsabfällen, sondern aus Bauschutt von alten Gebäuden, die abgerissen und durch modernere ersetzt wurden.
Jede Bergung beginnt ohne Planung des Ergebnisses, denn sie ist unmittelbar abhängig von der jeweiligen Fundsituation. Und bisweilen bedarf es durchaus einiger Versuche, bis eine Bergung an Identität gewinnt.
Im Fall Tulsayab erwies sich der Bauschutt als durchsetzt von großen Mengen an Draht verschiedenster Qualitäten, der je nach dem ihm in der Vergangenheit zugedachtem Nutzen individuell gebogen, geknotet, geflochten, gewickelt worden war.
So konzentrierte sich die Bergung auf diese Drahtstücke – und mein neo-archäologisches Arrangement auf einem schmalen, etwa 2 Meter hohem am Strand angespülten Holzbrett feiert diesen faszinierender Formenreichtum.
Und: Das Art-Hotel "Casa Luna" hat diese Stele als Ausstellungsstück für den
Skulpturenpark erworben.
Der Ort: Bärnau / Oberpfalz / Deutschland
Die Situation:
In der oberpfälzer Kleinstadt Bärnau, nahe an der tschechischen Grenze, steht am Dorfplatz seit 30 Jahren ein Haus leer, das im Volksmund "Zintl-Haus" genannt wird. Es gilt als eines der ursprünglichsten Gebäude des Ortes mit einer bis ins späte Mittelalter zurückreichenden Geschichte.
Um es vor dem endgültigen Verfall zu bewahren, hat sich eine Initiative gegründet, der "Ackerbürgerhaus Bärnau e.V." In Eigenleistung wird dieses Gebäude zur Zeit entkernt, bevor man mit der eigentlichen Sanierung beginnen kann. Ziel ist es, einen Ort für Kreativräume, ein Heimatmuseum, einen Kulturhof und vor allem eine Mitmachbrauerei zu schaffen.
Im Oktober 2020 stellte sich die Situation so dar: Die Räume sind bereits entrümpelt und es werden gerade die
Dielenböden geöffnet, um darunter befindliche Strukturen freizulegen. Dabei zeigt sich in den Obergeschoßen, dass die Hohlräume zwischen den Böden und den darunter liegenden tragenden Balken mit
kaputtem Hausrat aufgefüllt worden sind.
Das Besondere: Diese Abfälle bestehen zu einem erstaunlich großen Teil aus zerbrochenem Geschirr und aus unzähligen Flaschen. Und bei diesen Flaschen handelt es sich nicht, wie man annehmen könnte, um Bier- oder Weinflaschen, sondern um kleine Arzneiflaschen in verschiedensten Größen, Farben, Designs und Etikettierungen. Was für eine Geschichte wird so erzählt?
Um die Akteure vor Ort für meine Methode zu interessieren, wurden eine zweistündige Begehung, Bergung und neo-archäologische Präsentation vorgenommen. Die Arrangements wurden vor Ort zur Begutachtung hinterlassen. Eine weitere Zusammenarbeit wäre optimal.
Der Ort: Zichlionta Beach / Lesbos / Griechenland
Die Situation:
Der Strand von Zichlionta liegt vollkommen einsam im kargen Nordwesten der Insel, abseits der alten Landstraße von
Eresos nach Sigri. Er mag stellvertretend für so viele andere Strände stehen als eine Grenzberichs-Fundstätte für angespültes Treibgut vom Meer und Hinterlassenschaften menschlicher Nutzung im
Hinterland.
Das Besondere:
Diese Bergung war eine Gemeinschafts-Aktion mit der französischen Umweltaktivistin und preisgekrönten
Eco-Designerin Katell Gélébart. Das heißt, es wurden parallel zwei Bergungen mit ganz unterschiedlichem Ansatz vollzogen. Beginn war eine Phase intensiven und ohne jegliche Vorauswahl vollzogenen
Sammelns. Erst dann wurde entschieden, worauf sich der Fokus richten sollte.
Katell Gélébart beschloss, sich ausschließlich dem Material Holz zu widmen und es nach verschiedenen Kriterien zu sortieren: Abgeschliffenes Treibholz, Holz mit menschlichen Bearbeitungsspuren, Holz mit Rost- oder Farbresten, Rinden, von Insekten verändertes Holz, Rinden und Wurzeln. Entsprechend dieser Sortierung wurden die Holzstücke in einer bewussten Legung am Strand arrangiert.
Ich beschloss nach meiner Methode der neo-archäologischen Bergungen vorzugehen und war in meiner Auswahl viel breiter: Metallstücke, Knochen, Glas, Holz. Diese Fundstücke wurden dann in sechs Legungen am Strand arrangiert. Danach wurden zwei der Legungen zu Stelen verdichtet, am Strand aufgerichtet und mit den vier Legungen so hinterlassen.
Schlussbemerkung: Angeschwemmte Plastikteile entbehrten jeglicher Posie oder Magie und wurden nicht verwendet.
Der Ort: Aschheim bei München / Bayern / Deutschland
Die Situation
Südwestlich der Gemeinde Aschheim verläuft die Trasse einer seit Jahrzehnten aufgegebenen Eisenbahnlinie. Deren
Gleise und Schwellen sind längst verschwunden, aber die Schottersteine des ehemaligen Unterbaus zeichnen dern Verlauf der Strecke bis heute nach. In der Nähe des Autokinos von Aschheim quert wie
früher eine Nebenstraße auf einer Brücke die alte Bahnlinie. Dieser alte Kreuzungspunkt wurde als Ort für eine Begehung und Bergung gewählt.
Wie so oft war auf den ersten Blick außer einigen Glasscherben nichts Auffälliges wahrzunehmen. Doch nach und nach fanden sich zwischen den Schottersteinen Dinge wie abgebrochene Flaschenhälse und zahlreiche Metallstücke, die nach Jahren des hier Liegens allerdings stark verrostet und brüchig waren.
Auffallend war, dass es sich bei den Metallstücken überwiegend um Reste von Konservendosen handelte. Dies könnte der Hinweis auf eine Umnutzung der Unterführung als Lagerplatz sein, an dem diese Dosen geöffnet, über einem Feuer erwärmt, geleert und dann beiseite geworfen wurden.
Die Fundstücke wurden auf einem Brett ausgelegt und danach zu einem neo-archäologischen Ensemble verdichtet arrangiert. Das Ensemble wurde vor Ort zurückgelassen.
Der Ort: Ballytrent House / Rosslare Harbour / Co. Wexford / Irland
Die Situation:
Ballytrent House ist ein 280 Jahre altes viktorianisches Herrenhaus, unmittelbar an der Südostküste Irlands
gelegen. Das Besondere daran: Was sich heute als ein verwunschener, von zwei seltsam kreisrunden Erdwällen umgebener Park darbietet, war zur Bronzezeit ein wehrhaftes Ringfort, das man in Irland
"Rath" nennt.
Innerhalb dieses Parks gab es eine kleine Gärtnerei, in dessen Glashäusern Blumen, vor allem aber Gemüse für die Versorgung der Küche gezogen wurden. Diese Gartnerei allerdings wurde bereits vor Jahrzehnten aufgegeben, die Glashäuser sind bis auf die Grundmauern verschwunden, nur ein Raum für Werkzeug und Gartengeräte hat sich erhalten – ein an rostigen, verstaubten, zum Teil verschimmelten Gegenständen reicher Ort.
Die Fundstücke wurden geborgen, nur vorsichtig gereinigt und vor dem Geräteraum in drei Legungen arrangiert. Diese Legungen wurden anschließend dem Raum zurückgegeben.
Der Ort: Eresos / Insel Lesbos / Griechenland
Die Situation:
Eresos ist das größte der drei weit auseinander liegenden Dörfer im rauen Nordwesten der griechischen Insel Lesbos. Die Umgebung bietet nur karges Weideland für Ziegen und Schafe. Kennzeichen der Region: Viele verlassene Bauernhäuser, etliche von ihnen liegen direkt am bergseitigen Ortsrand von Eresos.
Da die Häuser entweder vollkommen verfallen oder aber versperrt waren, galt das Augenmerk der unmittelbaren Umgebung der Gebäude. Drei Häuser wurden ausgewählt. Was würde sich dort finden lassen? Die Fundstücke dokumentieren dann die ungeminderte Wildheit des Lebensraumes. Da nur im Außen gesucht werden konnte, blieben zurückgelassene persönliche Gegenstände unzugänglich.
Die Fundstücke wurden erst nach Art der Materialien sortiert und dann in sorgsamen Legungen Haus 1, Haus 2 und Haus 3 zugeordnet. Am Ende der Aktion wurden die Legungen an einer Mauer am bergseitigen Ortsrand von Eresos dem freien Raum zurückgegeben.
Die Orte: Esslingen und Plochingen / Baden Württemberg
Die Situation:
Seit Generationen gehört das "Stückle" oder "Gütle" zur Alltagskultur der schwäbischen Heimat. Früher dienten diese Kleingrundstücke im stadtnahen Umland den Familien als intensiv bewirtschaftete Anbauflächhen für Obst und Gemüse.
Heute werden die "Stückle" mehr und mehr als Freizeit-Gärten umgenutzt. Und viele der "Stückle" – gerade jene an steilen Hängen – liegen brach. Die Flächen verwildern, die Hütten verfallen. Zeugen einer verloren gegangenen Lebensart. Ein Kulturphänomen verliert sein ursprüngliches Gesicht oder geht unter. Da fast ein Dutzend Begehungen in dieser Region vollzogen wurden, war die Ausbeute an Fundstücken hier besonders groß und beispielhaft vielgestaltig.
Die Orte: Leitzach / Bayern und Taliagmento / Friaul / Italien
Die Situation an der Leitzach
Dies war das Experiment einer radikalen Reduktion: Was lässt sich bei sommerlichem Tiefstand des Wassers auf einer
Kiesbank an einem Gleithang des kleinen oberbayrischen Flusses Leitzach bergen? Auf den ersten Blick eigentlich gar nichts. Doch je intensiver die Aufmerksamkeit, die Konzentration und die
Wahrnehmung wurden, umso mehr Fundstücke boten sich doch dar. Die Maße der Kiesbank: 11,80 Meter Länge und maximal 3,80 Meter Breite. Dauer der Bergung: 90 Minuten.
Die Situation am Taliagmento
Der Taliagmento im italiensichen Friaul ist einer von nur noch drei Flüssen Europas, die von der Quelle bis zur Mündung naturbelassen und nicht verbaut sind. Das Kiesbett des Flusses ist im Hochsommer mehrere hundert Meter breit und viel Wasser fließt unter der Oberfläche der Kiesbänke.
Hier gab es auf den ersten Blick nur Millionen rund geschliffener Steine in tausenden von Farben und Mustern sowie mitgerissene, bleich gefräste Baumstämme. Doch keinerlei Menschenspuren. Erst nach 30 Minuten Suche fand sich sich ein verrostetes Stück Metall. Der ursprüngliche Nutzen war nicht mehr zu erkennen. Auch nach einer Stunde war die Ausbeute nur sehr gering. Und das ist als gute Nachricht zu werten: Zeigte sich doch, wie unbeschädigt und unvermüllt der Taliagmento hier noch ist.
Die Orte: Deutschland / Indien / USA / Irland / Marokko
Die Situation
Oft ergeben sich unabhängig von gezielten Begehungen und Bergungen unerwartete Fundsituationen. Beim Unterwegssein
im Alltag ebenso wie bei Reisen durch exotisches Ambiente wird der geübte Blick immer wieder auf ungewöhnliche Fundstücke aufmerksam. Nicht immer erlaubt die Situation, diese außergewöhnlichen
Stücke zu bergen, doch nach und nach entsteht durch spätere Nachbearbeitungen eine wirkungsvolle Sammlung aus einzelnen Legungen oder Bündelungen.