Beispielhafte Bergungen


Grundsätzlich

EXOTISCHE BEISPIELE – Fundstücke aus einer Klosterbegehung in Ladakh/Indien
EXOTISCHE BEISPIELE – Fundstücke aus einer Klosterbegehung in Ladakh/Indien

Fundstücke werden zu Installationen

 

     Der Wirkung neo-archäologischer Bergungen kann sich niemand entziehen.

      Banale, oft zusammenhanglos und bedeutungslos im durchsuchten Raum liegende Fundstücke werden durch ihre Zusammenführung neu belebt. Dies kann durch bewusste Legung oder fast rituell vollzogene Bündelung geschehen. So entfalten sie etwas Phantastisches, Surreales, Magisches, Geheimnisvolles.

      Die größte Faszination üben für mich dabei verrostete, verwitterte Metallgegenstände aus – denn gerade sie sind mit hohem handwerklichen und energetischen Aufwand im Feuer formbar gemacht und kunstvoll ihrem Verwendungszweck entsprechend geschmiedet worden.

     Je nachdem, ob die Gegenstände im aufgegebenen urbanen bzw. industriellen oder im ländlichen Raum geborgen wurden, erzählen sie unterschiedliche Geschichten.


Die Berg-am-Laim-Bergung – 2024

DIE NATUR HAT ÜBERNOMMEN – das alte Gleisfeld ist zu einem Birkenwald geworden
DIE NATUR HAT ÜBERNOMMEN – das alte Gleisfeld ist zu einem Birkenwald geworden

Der Ort: München / Ortsteil Berg am Laim / Deutschland

 

Die Situation:

     Im weitgehend durchmodernisierten und verdichteten München gibt es kaum mehr sich selbst überlassene Freiräume wie früher. Eine der letzten dieser Wildnisse ist ein stillgelegter Rangierbahnhof, im Osten der Stadt, dessen Gleisfeld zu einem Birkrenwald geworden ist. Hier eine Bergung zu vollziehen, erwies sich als äußerst ergiebig ... wobei die Mehrzahl der Fundstücke aus schwerem Metall bestanden, Zeugen dieses mit schweren Maschinen und Waggons vollzogenen Ladegeschäfts.


Die Eressos-Bergung – 2023

TYPISCHES SZENARIO – eines der unzähligen verlassenen Bauerenhäuser (allerdings wieder mit neuem Dach)
TYPISCHES SZENARIO – eines der unzähligen verlassenen Bauerenhäuser (allerdings wieder mit neuem Dach)

Der Ort: Eressos / Lebos / Griechenland

 

Die Situation:

     Da meine Familie ein Haus im Dorf Eressos am wilden Nordwesten der Insel besitzt, verbringe ich jedes Jahr etliche Wochen dort – und kann einfach nicht anders, als wieder und immer wieder die spurenreichen Lebenswelten der vielen leerstehenden Gebäude zu betreten.

     Und dennoch gleicht keine Bergung einer anderen hier vollzogenen. Denn jedes Haus erzählt durch seine Fundstücke eine einzigartige Geschichte.


Die Sernabatim-Bergung – 2023

EIN DORF UNTER PALMEN – ein typisches Szenario in Sernabatim
EIN DORF UNTER PALMEN – ein typisches Szenario in Sernabatim

Der Ort: Sernabatim / South Colva / Goa / Indien

 

Die Situation:

     Ich verbringe im Winter oft einige Wochen in Goa/Indien und wohne dann bei einer Familie im Dorf Sernabatim. Doch die Palmenidylle mit den alten portugiesischen Villen täuscht, denn wie überall in Indien gibt es auch hier keine funktionierende Müllentsorgung, was bedeutet, dass der Lebensraum einer illegalen Mülldeponie gleicht. Selbst der Hinterhof des Hauses, in dem ich wohne, ist mit Abfällen bedeckt.

     Die Herausforderung bestand darin, angesichts dieser flächendeckenden Abfälle dennoch eine neo-archäologische Bergung vorzunehmen. Die absurde Erfahrung dabei: In all diesem Ambiente aussagekräftige Hinterlassenschaften menschlichen Handelns zu finden, erwies sich als ebenso schwierig, wie der gleiche Versuch im supersauberen, flächendeckend luxurisierten Oberbayern.

     Auffallend ist die große Zahl an Spielkarten, die ich am Straßenrand gefunden habe – Spuren vom Zocken kleiner Männergruppen um Geld, das man immer wieder beobachten kann.


Die Tulum-Bergung – 2022

FARBENFROH UND EINLADEND – das ZEN House
FARBENFROH UND EINLADEND – das ZEN House

Der Ort: ZEN House / Lote 7 / Zona 9 / Calle Cocodrilo / Tulum / Mexiko

 

Die Situation:

     Seit November 2021 gibt es das ZEN House in Tulum. Es dient zum einen als Hauptquartier für den Reiseveranstalter "EiP Tours", der Motorradreisen durch Mexiko anbietet. Gleichzeitig ist eine der Hauptmieterinnen die deutsche Malerin und Konzeptkünstlerin Camilla Korte, Absolventin der Kunsthochschule Kassel. Ihre Vision ist es, den großen Hof hinter dem Haus mit den auf drei Seiten aufragenden Brandmaueren der Nebengebäude in eine Open-Air-Galerie zu verwandeln und zudem dort Kunst-Events und Malseminare zu veranstalten. Da ich ihre Arbeit seit vielen Jahren verfolge und sie ebenfalls Zeugin meiner Entwicklung ist, lag es nahe, dass ich dort als erster Artist in Residence eine neo-archäologische Bergung vornehmen durfte.

     Als ich in einem ersten Schritt den große Hof säuberte, der fast vollständig mit altem Laub, Ästen und Abfall bedeckt war, entdeckte ich unter der Schicht aus Laub die Spuren zweier Feuerstellen. Und in der Asche fand ich zahlreiche vor allem metallene Überreste von dort verbrannten Gegenständen. In einer ersten Bergung sammelte ich sie und sortierte sie in einem alten Waschbecken.

     Mehr schien der Ort nicht herzugeben. Doch unmittelbar neben dem ZEN House gibt es eine brach liegende von Dschungel überwucherte und mit Abfall gefüllte Parzelle. In diesen Bereich dehnte ich meine Suche und Bergung aus und wurde fündig.

     Eine verwitterte Schublade bot den Rahmen für das Arrangement der vorgefundenen Kleinteile. Ein verwittertes Brett, wegen seiner blauen Farbe vermutlich Teil eines Schrankes, wurde zur großen Stele für die markanten Fundstücke.

     Als besondere Herausforderung erwiesen sich ein weiteres ebenfalls blaues Brett, auf dem das gelbe Abbild eines Vogels erhalten war, sowie ein speziell geschmiedetes Gebilde, das eindeutig die naiven Umrisse eines Schmetterlings hatte. Die Frage, die es gestalterisch zu beantworten gab, lautete: Soll möglichst viel der ursprünglichen Dekoration/Funktion erhalten bleiben, oder schmälert zu viel Ursprünglichkeit den künstlerischen Ausdruck.

     Zugegeben: Ich musste die kleine Stele in einem für mich unbefriedigenden Zustand hinterlassen ...


Die Fahring-Bergung – 2021

SEIT JAHREN VERLASSEN – das Wohngebäude des Bauernhofs
SEIT JAHREN VERLASSEN – das Wohngebäude des Bauernhofs

Der Ort: Fahrig 2 / Baierbach / Bayern / Deutschland

 

Die Situation:

     Das südliche Niederbayern, speziell im Raum zwischen Isar/Donau und österreichischer Grenze ist charakterisiert durch eine große Zahl verlassener alter Bauernhöfe sowie leerstehender Gebäude in den Kleinstädten.

     Der stattliche Dreieckhof Fahrig 2 in der Nähe des Dorfes Baierbach ist beispielhaft für dieses Phänomen. Erbaut wurde er im Jahr 1846 und umfasst das Wohnhaus, zwei große Viehställe mit mächtigen Gewölben, eine riesige Scheune, dazu Werkstätten, Remisen und ein Nebengebäude, das auf noch älter datiert wurde. Das gesamte Ensemble steht unter Denkmalschutz, wurde jüngst verkauft und steht kurz vor einer umfassenden Renovierung.

     Obwohl der Hof seit Jahren nicht mehr bewirtschaftet wird, hat man das Wohnhaus vermietet – mit der Folge, dass hier nahezu alle alten Strukturen beseitigt und durch billige Modernisierungsmaßnahmen ersetzt wurden. Die Scheunen, die Werkstätten und der große Dachboden des Nebengebäudes erwiesen sich als weitgehend sich selbst überlassen und boten eine enorme Menge an Fundstücke.

     Im Rahmen einer ersten neo-archäologischen Bergung wurde ein zwei Aufbewahrungskästen im Originalzustand als Ensemble auf der Werkbank einer Werkstatt angerichtet und mit wenigen Fundstücken intensiviert. Ein weiterer Kasten wurde als Rahmen für eine systematische Legung hinzugefügt.

     Im Gewölbe des Nebengebäudes wurde zudem ein großes Triptychon aus Fundstücken installiert.


Die Gorden-Bergung – 2021

EIN ORT DER VERWAHRLOSUNG – Das Haus Nr. 68 an der Hauptstraße in Gorden
EIN ORT DER VERWAHRLOSUNG – Das Haus Nr. 68 an der Hauptstraße in Gorden

Der Ort: Haus Hauptstraße 68 / Gorden-Staupitz / Brandenburg / Deutschland

 

Die Situation:

     In den Dörfern der ehemaligen DDR finden sich zahlreiche von den Bewohnern verlassene Wohnhäuser und aufgegebene Industrieareale. Als ein gänzlich unspektakulärer und dennoch zu würdigender Platz erwies sich das Gebäude Nr. 68 an der Hauptstraße des Dorfes Gorden, Teil der Gemeinde Gorden-Staupitz im Elbe-Elster-Kreis in Brandenburg.

     Ein Berg aus Bauschutt und eine Ansammlung von zum Abtransport entsorgter Gegenstände boten eine reiche Fundsituation.

     Die Räume des Hauses waren zwar ebenfalls fast kniehoch mit Müll gefüllt – aber Müll aus Kleiderfetzen, Papier, Plastik, organischen Abfällen ist zwar auch eine Hinterlassenschaft menschlichen Handelns, dokumentiert aber eher die Schandtaten menschlichen Wegwerfen-Handelns. Wieder erwiesen sich verrostete Metallgegenstände als die eigentlich wertvollen und zu würdigenden Fundstücke.

     So entstand auf einer alten Zimmertür als Trägermedium einer neo-archäologische Dokumentation der Fundsituation. Aus Zeitmangel konnten die Fundstücke nicht endgültig fixiert werden und wurden darum in ihrem labilen Arrangement zurückgelassen.


Die Tulsayab-Bergung – 2021

STRASSENSZENE IN TULSAYAB – Privatvillen an der einen Straßenseite, Mangrovendschungel an der anderen.
STRASSENSZENE IN TULSAYAB – Privatvillen an der einen Straßenseite, Mangrovendschungel an der anderen.

Der Ort: Tulsayab / Quintana Roo / Mexiko

 

Die Situation:

     Die kleine Halbinsel Tulsayab liegt etwa 25 Kilometer nördlich des beliebten Badeortes Tulum an der Karibikküste des mexikanischen Bundesstaates Quintana Roo. Da hier der Strand schmal und steinig ist, blieb die Gegend von umfassender touristischer Nutzung verschont.

Eine unbefestigte Straße verläuft parallel zur Küste. Auf der Seite zum Meer ist ein schmaler Streifen Land mit einer einzelnen Reihe Privatvilllen oder kleiner Apartmenthäusern bebaut worden. Auf der Seite zum Landesinneren reicht ein Mangrovensumpf bis unmittelbar an die Straße.

     Bedauerlicherweise wurde in den Mangrovensumpf viel Abfall entsorgt. Andererseits bestand an zwei Stellen der Unrat nicht nur aus Haushaltsabfällen, sondern aus Bauschutt von alten Gebäuden, die abgerissen und durch modernere ersetzt wurden.

     Jede Bergung beginnt ohne Planung des Ergebnisses, denn sie ist unmittelbar abhängig von der jeweiligen Fundsituation. Und bisweilen bedarf es durchaus einiger Versuche, bis eine Bergung an Identität gewinnt.

     Im Fall Tulsayab erwies sich der Bauschutt als durchsetzt von großen Mengen an Draht verschiedenster Qualitäten, der je nach dem ihm in der Vergangenheit zugedachtem Nutzen individuell gebogen, geknotet, geflochten, gewickelt worden war.

     So konzentrierte sich die Bergung auf diese Drahtstücke – und mein neo-archäologisches Arrangement auf einem schmalen, etwa 2 Meter hohem am Strand angespülten Holzbrett feiert diesen faszinierender Formenreichtum.

     Und: Das Art-Hotel "Casa Luna" hat diese Stele als Ausstellungsstück für den Skulpturenpark erworben.


Die Bärnau-Bergung – 2020

KÜHNES SANIERUNGSPROJEKT – das so genannt "Zintl-Haus" in Bärnau
KÜHNES SANIERUNGSPROJEKT – das so genannt "Zintl-Haus" in Bärnau

Der Ort: Bärnau / Oberpfalz / Deutschland

 

Die Situation:

     In der oberpfälzer Kleinstadt Bärnau, nahe an der tschechischen Grenze, steht am Dorfplatz seit 30 Jahren ein Haus leer, das im Volksmund "Zintl-Haus" genannt wird. Es gilt als eines der ursprünglichsten Gebäude des Ortes mit einer bis ins späte Mittelalter zurückreichenden Geschichte.

     Um es vor dem endgültigen Verfall zu bewahren, hat sich eine Initiative gegründet, der "Ackerbürgerhaus Bärnau e.V." In Eigenleistung wird dieses Gebäude zur Zeit entkernt, bevor man mit der eigentlichen Sanierung beginnen kann. Ziel ist es, einen Ort für Kreativräume, ein Heimatmuseum, einen Kulturhof und vor allem eine Mitmachbrauerei zu schaffen.

     Im Oktober 2020 stellte sich die Situation so dar: Die Räume sind bereits entrümpelt und es werden gerade die Dielenböden geöffnet, um darunter befindliche Strukturen freizulegen. Dabei zeigt sich in den Obergeschoßen, dass die Hohlräume zwischen den Böden und den darunter liegenden tragenden Balken mit kaputtem Hausrat aufgefüllt worden sind.

     Das Besondere: Diese Abfälle bestehen zu einem erstaunlich großen Teil aus zerbrochenem Geschirr und aus unzähligen Flaschen. Und bei diesen Flaschen handelt es sich nicht, wie man annehmen könnte, um Bier- oder Weinflaschen, sondern um kleine Arzneiflaschen in verschiedensten Größen, Farben, Designs und Etikettierungen. Was für eine Geschichte wird so erzählt?

     Um die Akteure vor Ort für meine Methode zu interessieren, wurden eine zweistündige Begehung, Bergung und neo-archäologische Präsentation vorgenommen. Die Arrangements wurden vor Ort zur Begutachtung hinterlassen. Eine weitere Zusammenarbeit wäre optimal.


Die Zichlionta-Bergung – 2020

ZICHLIONTA BEACH – ein menschenleerer Aktionsort
ZICHLIONTA BEACH – ein menschenleerer Aktionsort

Der Ort: Zichlionta Beach / Lesbos / Griechenland

 

Die Situation:

     Der Strand von Zichlionta liegt vollkommen einsam im kargen Nordwesten der Insel, abseits der alten Landstraße von Eresos nach Sigri. Er mag stellvertretend für so viele andere Strände stehen als eine Grenzberichs-Fundstätte für angespültes Treibgut vom Meer und Hinterlassenschaften menschlicher Nutzung im Hinterland.

 

Das Besondere:

     Diese Bergung war eine Gemeinschafts-Aktion mit der französischen Umweltaktivistin und preisgekrönten Eco-Designerin Katell Gélébart. Das heißt, es wurden parallel zwei Bergungen mit ganz unterschiedlichem Ansatz vollzogen. Beginn war eine Phase intensiven und ohne jegliche Vorauswahl vollzogenen Sammelns. Erst dann wurde entschieden, worauf sich der Fokus richten sollte.

     Katell Gélébart beschloss, sich ausschließlich dem Material Holz zu widmen und es nach verschiedenen Kriterien zu sortieren: Abgeschliffenes Treibholz, Holz mit menschlichen Bearbeitungsspuren, Holz mit Rost- oder Farbresten, Rinden, von Insekten verändertes Holz, Rinden und Wurzeln. Entsprechend dieser Sortierung wurden die Holzstücke in einer bewussten Legung am Strand arrangiert.

     Ich beschloss nach meiner Methode der neo-archäologischen Bergungen vorzugehen und war in meiner Auswahl viel breiter: Metallstücke, Knochen, Glas, Holz. Diese Fundstücke wurden dann in sechs Legungen am Strand arrangiert. Danach wurden zwei der Legungen zu Stelen verdichtet, am Strand aufgerichtet und mit den vier Legungen so hinterlassen.

     Schlussbemerkung: Angeschwemmte Plastikteile entbehrten jeglicher Posie oder Magie und wurden nicht verwendet.


Die Aschheim-Bergung – 2020

VERGESSEN – die aufgegebene Bahnlinie
VERGESSEN – die aufgegebene Bahnlinie

Der Ort: Aschheim bei München / Bayern / Deutschland

 

Die Situation

     Südwestlich der Gemeinde Aschheim verläuft die Trasse einer seit Jahrzehnten aufgegebenen Eisenbahnlinie. Deren Gleise und Schwellen sind längst verschwunden, aber die Schottersteine des ehemaligen Unterbaus zeichnen dern Verlauf der Strecke bis heute nach. In der Nähe des Autokinos von Aschheim quert wie früher eine Nebenstraße auf einer Brücke die alte Bahnlinie. Dieser alte Kreuzungspunkt wurde als Ort für eine Begehung und Bergung gewählt.

     Wie so oft war auf den ersten Blick außer einigen Glasscherben nichts Auffälliges wahrzunehmen. Doch nach und nach fanden sich zwischen den Schottersteinen Dinge wie abgebrochene Flaschenhälse und zahlreiche Metallstücke, die nach Jahren des hier Liegens allerdings stark verrostet und brüchig waren.

     Auffallend war, dass es sich bei den Metallstücken überwiegend um Reste von Konservendosen handelte. Dies könnte der Hinweis auf eine Umnutzung der Unterführung als Lagerplatz sein, an dem diese Dosen geöffnet, über einem Feuer erwärmt, geleert und dann beiseite geworfen wurden.

     Die Fundstücke wurden auf einem Brett ausgelegt und danach zu einem neo-archäologischen Ensemble verdichtet arrangiert. Das Ensemble wurde vor Ort zurückgelassen.


Die Ballytrent-Bergung – 2019

BALLYTRENT HOUSE – vom Meer her gesehen
BALLYTRENT HOUSE – vom Meer her gesehen

Der Ort: Ballytrent House / Rosslare Harbour / Co. Wexford / Irland

 

Die Situation:

     Ballytrent House ist ein 280 Jahre altes viktorianisches Herrenhaus, unmittelbar an der Südostküste Irlands gelegen. Das Besondere daran: Was sich heute als ein verwunschener, von zwei seltsam kreisrunden Erdwällen umgebener Park darbietet, war zur Bronzezeit ein wehrhaftes Ringfort, das man in Irland "Rath" nennt.

     Innerhalb dieses Parks gab es eine kleine Gärtnerei, in dessen Glashäusern Blumen, vor allem aber Gemüse für die Versorgung der Küche gezogen wurden. Diese Gartnerei allerdings wurde bereits vor Jahrzehnten aufgegeben, die Glashäuser sind bis auf die Grundmauern verschwunden, nur ein Raum für Werkzeug und Gartengeräte hat sich erhalten – ein an rostigen, verstaubten, zum Teil verschimmelten Gegenständen reicher Ort.

     Die Fundstücke wurden geborgen, nur vorsichtig gereinigt und vor dem Geräteraum in drei Legungen arrangiert. Diese Legungen wurden anschließend dem Raum zurückgegeben.


Die Eresos-Bergung – 2019

LESBOS - im rauhen Nordwesten der Insel
LESBOS - im rauhen Nordwesten der Insel

Der Ort: Eresos / Insel Lesbos / Griechenland

 

Die Situation:

     Eresos ist das größte der drei weit auseinander liegenden Dörfer im rauen Nordwesten der griechischen Insel Lesbos. Die Umgebung bietet nur karges Weideland für Ziegen und Schafe. Kennzeichen der Region: Viele verlassene Bauernhäuser, etliche von ihnen liegen direkt am bergseitigen Ortsrand von Eresos.

     Da die Häuser entweder vollkommen verfallen oder aber versperrt waren, galt das Augenmerk der unmittelbaren Umgebung der Gebäude. Drei Häuser wurden ausgewählt. Was würde sich dort finden lassen? Die Fundstücke dokumentieren dann die ungeminderte Wildheit des Lebensraumes. Da nur im Außen gesucht werden konnte, blieben zurückgelassene persönliche Gegenstände unzugänglich.

     Die Fundstücke wurden erst nach Art der Materialien sortiert und dann in sorgsamen Legungen Haus 1, Haus 2 und Haus 3 zugeordnet. Am Ende der Aktion wurden die Legungen an einer Mauer am bergseitigen Ortsrand von Eresos dem freien Raum zurückgegeben.


Die Stückle-Bergungen – 2011-2013

LANGSAMER VERFALL – die Hütte in einem Stückle
LANGSAMER VERFALL – die Hütte in einem Stückle

Die Orte: Esslingen und Plochingen / Baden Württemberg

 

Die Situation:

     Seit Generationen gehört das "Stückle" oder "Gütle" zur Alltagskultur der schwäbischen Heimat. Früher dienten diese Kleingrundstücke im stadtnahen Umland den Familien als intensiv bewirtschaftete Anbauflächhen für Obst und Gemüse.

     Heute werden die "Stückle" mehr und mehr als Freizeit-Gärten umgenutzt. Und viele der "Stückle" – gerade jene an steilen Hängen – liegen brach. Die Flächen verwildern, die Hütten verfallen. Zeugen einer verloren gegangenen Lebensart. Ein Kulturphänomen verliert sein ursprüngliches Gesicht oder geht unter. Da fast ein Dutzend Begehungen in dieser Region vollzogen wurden, war die Ausbeute an Fundstücken hier besonders groß und beispielhaft vielgestaltig.